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Architekt Gottfried Böhm ist gestorben

Sein bedeutendster Bau steht in Velbert-Neviges

Im Alter von 101 Jahren ist am 9. Juni der Kölner Architekt Gottfried Böhm gestorben. Im neanderland hat er mit drei eindrucksvollen und von Architekturkennern geschätzten Kirchen große Spuren hinterlassen.
Sein bedeutendster Bau steht in Velbert-Neviges: Die 1968 geweihte Wallfahrtskirche Maria Königin des Friedens, allgemein „Nevigeser Dom“ genannt. Die Bezeichnung „Dom“ spricht die enorme Größe der Kirche an: Nach dem Kölner Dom ist sie die zweitgrößte Kirche in der Erzdiözese. Der aus Beton gegossene Baukörper beeindruckt die Menschen durch seine kristalline Struktur, die eher an eine begehbare Monumentalskulptur erinnert, als an einen Kirchenbau. Mit Blick auf Böhms Biografie verwundert das nicht, denn zusätzlich zum Fach Architektur studierte er auch Bildhauerei in München.
Gottfried Böhm war bereits ein bekannter Architekt, als er den Auftrag für die Nevigeser Wallfahrtskirche erhielt. Als Sohn des ebenfalls berühmten Kirchenarchitekten Dominikus Böhm hatte Sohn Gottfried bis 1959 allein 39 Sakralbauten gebaut. In Velbert-Mitte steht ein Frühwerk Gottfried Böhms, die 1955 geweihte Pfarrkirche St. Paulus. Die sich ineinander verschränkenden, klaren geometrischen Baukörper sind typisch für diese frühe Schaffensphase des Architekten.
Kurz nach der Weihe der Wallfahrtskirche in Neviges baute Gottfried Böhm in Erkrath-Hochdahl / Sandheide die Pfarrkirche Heilig-Geist. Sie entstand in den Jahren 1969-71 auf einem dreieckigen Grundriss und besteht wie die Nevigeser Kirche aus Beton. Die Ausrichtung auf den zentral positionierten Altar ist eine unmittelbare Auswirkung der vom Zweiten Vatikanischen Konzil veranlassten Liturgiereform.
Im Alter von 66 Jahren wurde Gottfried Böhm mit dem renommierten Pritzker-Preis, dem „Nobelpreis für Architektur“ ausgezeichnet. Lange Zeit war er der einzige deutsche Architekt, dem diese Ehre zuteilwurde. Erst 2015 verlieh man Frei Otto posthum den bedeutenden Preis.

10.06.2021